Neurodermitis bei Kindern

Neurodermitis bei Kindern

Die Neurodermitis zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter. Besonders oft sind Säuglinge und Kinder bis zwei Jahren betroffen. Lesen Sie hier, was Sie über Symptome, mögliche Auslöser und die Behandlung wissen sollten.

Neurodermitis: Eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter

Neurodermitis, auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt, tritt besonders häufig im Kindesalter auf. In Deutschland leiden etwa 13 Prozent aller Kinder zumindest zeitweilig unter den oft lästigen Hautsymptomen. Diese Fakten sollten Sie kennen:

  • Neurodermitis ist nicht ansteckend. Sie wird nicht durch Krankheitserreger übertragen sondern geht auf eine genetische Veranlagung zurück. Neurodermitis tritt gehäuft in Familien auf, in denen allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergisches Asthma vorkommen.
  • Neurodermitis ist keine Allergie. Bei einem Großteil der Erkrankten liegt allerdings eine erhöhte Neigung zu Allergien (z. B. Heuschnupfen, Asthma) vor und bestimmte Allergene können bei manchen Betroffenen einen Schub auslösen oder bestehende Symptome verschlimmern.
  • Neurodermitis ist nicht heilbar. Die Symptome lassen sich aber in der Regel durch eine geeignete Behandlung gut in den Griff bekommen. Wichtig ist dabei eine konsequente Basistherapie, die eine intensive Hautpflege auch außerhalb von akuten Schüben umfasst.

Neurodermitis
Mögliche Komplikationen

  • Sekundärinfektionen mit Bakterien (meist Staphylokokken)
  • Infektionen mit Viren
  • Pilzinfektionen
  • Selten: Augenerkrankungen, kreisrunder Haarausfall, Wachstumsverzögerung bei Kindern

Die gute Nachricht: Bei etwa 60 Prozent der betroffenen Kinder verschwinden die Symptome bis zum frühen Erwachsenenalter. Die Chancen, dass sich die Erkrankung sozusagen „auswächst“, stehen also gar nicht so schlecht.

Neurodermitis bei Kindern: So zeigt sie sich

Neurodermitis ist dadurch gekennzeichnet, dass immer wieder Krankheitsschübe unterschiedlicher Dauer und Schwere auftreten. Während sich die Ekzeme bei Erwachsenen zum Beispiel in Armbeuge, Kniekehle und an den Händen zeigen, tritt die Neurodermitis bei Säuglingen und Kleinkindern vor allem im Gesicht, auf der Kopfhaut (Milchschorf) und auf der Streckseite von Armen und Beinen auf.

Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern bis zwei Jahren

Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern bis zwei Jahren

  • Lokalisation: Meist sind Gesicht, Wangen, Kopfhaut („Milchschorf“) und die Streckseiten der Arme und Beine betroffen.
  • Weitere Merkmale: Typisch sind großflächige Rötungen der Haut sowie nässende und verkrustete Hautpartien. Die Windelregion bleibt meist ausgespart.

Neurodermitis bei Kindern zwischen zwei und 12 Jahren

Neurodermitis bei Kindern zwischen zwei und 12 Jahren

  • Lokalisation: Meist sind Armbeugen, Kniekehlen und Hals betroffen. Auch an Händen und Füßen oder um den Mund herum können sich Ekzeme entwickeln.
  • Weitere Merkmale: Charakteristisch sind Rötungen und schuppige Knötchen.

Gut zu wissen: Hautrisse in den Mundwinkeln oder an den Ohrläppchen gelten als sogenannte „Minimalvarianten“ der Neurodermitis.

Hätten Sie's gewusst?

Der Begriff Neurodermitis bedeutet so viel wie Nervenentzündung und ist eigentlich veraltet. Heute weiß man, dass die Hautsymptome nichts mit einer Entzündung der Nerven zu tun haben. Die medizinisch korrekte Bezeichnung der Erkrankung lautet: atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem.

Neurodermitis ist keine Allergie. Aber bei einem großen Teil der Betroffenen liegt eine erhöhte Neigung zu Allergien (z. B. Heuschnupfen, Asthma) vor und bestimmte Allergene können einen Schub auslösen oder die Hautsymptome verschlimmern.

Neurodermitis ist nicht ansteckend.

Der oft quälende Juckreiz und die sichtbaren Hauterscheinungen können die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigen.

Heute entwickeln etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder bis zur Einschulung eine Neurodermitis – das sind vier- bzw. sechsmal so viele wie in den 1950er und 1960er Jahren.1

Hautrisse in den Mundwinkeln oder an den Ohrläppchen gelten als sogenannte „Minimalvarianten“ der Neurodermitis.

Oft geht die Neurodermitis im Erwachsenenalter zurück. Allerdings entwickeln mindestens 30 Prozent aller Kinder, die unter Neurodermitis leiden, auch später zumindest zeitweise Ekzeme.1

Die Haut von Neurodermitis-Patienten wird weiß, wenn man kratzt (der Arzt macht das zum Beispiel mit einem Holzspatel oder einem Stift) – gesunde Haut reagiert mit einer Rötung.

Bis zum frühen Erwachsenenalter verschwinden die Symptome bei etwa 60 Prozent der Erkrankten.1 Die Chancen, dass sich die Erkrankung sozusagen „auswächst“, stehen also gar nicht so schlecht.

Neurodermitis bei Kindern: Ursachen und Auslöser

Der Begriff Neurodermitis bedeutet so viel wie Nervenentzündung und ist eigentlich veraltet. Heute weiß man, dass die Hautsymptome nichts mit einer Entzündung der Nerven zu tun haben. Die medizinisch korrekte Bezeichnung der Erkrankung lautet: atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem. Mit dem Begriff „Atopie“ wird in der Medizin eine erhöhte Neigung zu Allergien (z. B. Heuschnupfen, allergisches Asthma) beschrieben.

Warum genau sich die Erkrankung entwickelt, ist bis heute noch nicht vollständig erforscht. Man geht allerdings davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenwirken:

  • Die Rolle der Gene: Eine gewisse Veranlagung für trockene Haut und Allergien ist erblich. Auffällig häufig sind innerhalb einer Familie mehrere Personen von Neurodermitis und/oder Allergien wie etwa Heuschnupfen oder allergischem Asthma betroffen.
  • Gestörte Hautbarriere: Sie ist ein zentrales Merkmal der Erkrankung und hat zur Folge, dass die Haut sehr trocken und empfindlich ist. Bei Neurodermitis sind die Zellen der äußersten Hautschicht (Hornschicht) nicht so gut vernetzt. Zudem weist die Haut einen Mangel an Feuchthaltefaktoren und Hautfetten auf. Das hat zur Folge, dass die Haut sehr trocken und viel durchlässiger ist als gesunde Haut. Sie reagiert deshalb empfindlicher auf Umwelteinflüsse.
  • Hautflora bei Neurodermitis: Man hat festgestellt, dass bei Betroffenen auch die sogenannte Hautflora – also die Zusammensetzung der Keime, die auf der Haut vorkommen – verändert ist. Während eine gesunde Hautflora durch das Vorhandensein vieler verschiedener Mikroben gekennzeichnet ist, zeigt sich bei Neurodermitis eine reduzierte Vielfalt dieser Hautkeime. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich bestimmte Bakterien (z. B. Staphylococcus aureus) leichter vermehren. Man geht heute davon aus, dass diese Bakterien oder ihre Stoffwechselprodukte Krankheitsschübe auslösen oder bestehende Symptome verschlimmern können.
  • Triggerfaktoren: Verschiedene Einflüsse können akute Krankheitsschübe auslösen oder bestehende Hautentzündungen verschlimmern. Ärzte sprechen von sogenannten Provokations- oder Triggerfaktoren. Häufiger Kontakt mit Wasser und Seife, Tabakrauch und kratzige Textilien (z. B. Wolle, Nähte) führen bei nahezu allen Betroffenen zu Hautreizungen, die Entzündungen nach sich ziehen können. Auch Stress, Schweiß, Infekte und klimatische Einflüsse wirken sich oft negativ auf den Hautzustand aus. Ob Allergene oder bestimmte Nahrungsmittel eine Rolle spielen, ist individuell unterschiedlich. Etwa ein Drittel der Kinder, die von Neurodermitis betroffen sind, leiden an einer Nahrungsmittelallergie.

Gut zu wissen: Neben der richtigen Hautpflege ist die Meidung der individuellen Triggerfaktoren ein wichtiger Bestandteil der Basistherapie bei Neurodermitis.

Neurodermitis bei Kindern – was hilft?

Falls Sie den Verdacht haben, Ihr Kind könnte unter Neurodermitis leiden, sollten Sie einen Termin beim Kinderarzt vereinbaren. Stellt der Arzt tatsächlich eine Neurodermitis fest, wird er mit den Eltern die Behandlung genau besprechen.

Ziel der Behandlung ist, dass die Symptome möglichst vollständig verschwinden und keine neuen Neurodermitis-Schübe auftreten. Auch wenn es derzeit nicht möglich ist, die Neigung zu Neurodermitis zu heilen, so kann in der Regel durch eine konsequente Therapie eine deutliche Besserung des Hautzustandes erreicht werden. Die Behandlung basiert auf folgenden Prinzipien:

  • Stabilisierung der Hautbarriere: Eine konsequente Hautpflege mit rückfettender Pflege und geeigneten Maßnahmen zur Hautreinigung sind unerlässlich, um die gestörte Barrierefunktion der Haut zu verbessern. Das gilt auch in Phasen, in denen die Haut gerade „gesund“ wirkt. Diese Basistherapie hilft dabei, eine Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden und sie kann auch neuen Krankheitsschüben entgegenwirken.
  • Vorbeugung und Behandlung von Infektionen der Haut: Die Haut von Neurodermitis-Patienten ist besonders anfällig für Infektionen. Typisch ist, dass sich Staphylokokken (Bakterien) leicht ausbreiten und auch Pilzinfektionen sind keine Seltenheit. Um Bakterien zu bekämpfen, können zum Beispiel antiseptische Badezusätze angewendet werden.
  • Bei akuten Krankheitsschüben: Eine rasche und konsequente Linderung der Entzündung in der Haut ist wichtig, um eine zügige Abheilung zu erreichen und weitere Schübe zu verhindern. Dazu werden in der Regel für das jeweilige Alter geeignete Kortison-Salben eingesetzt. Zur Behandlung von besonders empfindlichen Bereichen wie Gesicht, Genitalien, Achselhöhle oder Leistenregion werden Salben mit anderen Wirkstoffen, sogenannten Calcineurin-Inhibitoren, eingesetzt.

Mehr zur Behandlung von Neurodermitis

Neurodermitis –
was ist das?

  • Chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft
  • Wird oft auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bezeichnet
  • Tritt häufig im Kindesalter auf
  • Symptome: Trockene Haut, Hautentzündungen mit Rötungen, schuppenden oder nässenden Stellen. Oft quälender Juckreiz.
  • Ursachen: Genetische Veranlagung, zusätzlich wirken verschiedenste Triggerfaktoren als Auslöser
  • Ist nicht ansteckend

Neurodermitis und Impfungen

Neurodermitis tritt meist schon in den ersten Lebensjahren auf. Genau zu der Zeit, zu der Kinder ihre ersten Impfungen bekommen. So entsteht bei Eltern leicht der Eindruck, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Impfungen und der Entwicklung der Hauterkrankung geben könnte. Die Häufigkeit von Neurodermitis ist allerdings bei geimpften und nichtgeimpften Kindern gleich. Weil Neurodermitis-Schübe im Einzelfall auch durch ganz normale Infekte (z. B. Erkältung) angestoßen werden können, kann unter Umständen auch eine Impfung kurzzeitig zu einer Verschlechterung des Hautzustandes beitragen. Experten sind sich allerdings einig, dass dies kein Grund sein sollte, erforderliche Impfungen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) lange zu verschieben. Im akuten Schub wird jedoch meist nicht geimpft, sondern abgewartet, bis der Hautzustand sich wieder stabilisiert hat. Fragen Sie im Zweifel den Kinderarzt um Rat.

Neurodermitis:
Warum juckt es eigentlich?

Bei Neurodermitis werden vermehrt körpereigene Substanzen freigesetzt, die Juckreiz auslösen. Dazu zählt zum Beispiel der Botenstoff Histamin. Darüber hinaus können auch mechanische Reizungen der Nervenendigungen in der Haut und psychische Faktoren den Juckreiz stimulieren.

  • 1 Leitlinie (S2k) Neurodermitis Langversion Version 2014

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